Das Pauschenpferd

Pauschenpferd Gerätturnen männlich in einer Arena

Pauschenpferd im männlichen Gerätturnen: Technik, Bewertung und Anforderungen

Das Pauschenpferd (engl. Pommel Horse) ist ein klassisches Männergerät im Gerätturnen, das für seine hohen technischen Anforderungen bekannt ist. Im Gegensatz zu anderen Geräten lebt eine Übung hier nicht von Sprüngen oder Haltekraft, sondern von dynamischer, rhythmischer Bewegung auf höchstem Niveau. Aufgrund des erhöhten Sturz-Risikos wird es oft als das Zittergerät der Männer bezeichnet.


Aufbau und Zielsetzung der Übung

Das Pauschenpferd misst 160 cm in der Länge und ist 105 cm hoch (vom Mattenboden aus). Die Übung wird ausschließlich mit Handkontakt auf dem Gerät geturnt. Eine zeitgemäße Übung am Pauschenpferd besteht aus einer Vielzahl dynamischer Kreisbewegungen – sowohl mit geschlossenen als auch gespreizten Beinen – ergänzt durch Einbeinschwünge, Scheren sowie Handstanddurchschwünge mit oder ohne Drehung. Diese werden in unterschiedlichen Stützpositionen und über sämtliche Bereiche des Geräts hinweg ausgeführt. Dabei müssen alle Bewegungen schwungvoll aneinandergereiht sein; jegliche Unterbrechung oder statische Haltung ist unzulässig. Elemente, die Kraft oder Haltephasen erfordern, sind ausgeschlossen.


Bewertung nach MAG Code of Points 2025–2028

D-Note (Difficulty Score)

Die D-Note setzt sich zusammen aus:

  • den 8 höchstbewerteten Elementen (einschließlich Abgang),

  • dem Erfüllen der Elementgruppen I bis IV

Elementgruppen am Pauschenpferd:

  1. EG I: Einbeinschwünge und Scheren.

  2. EG II: Kreis- und Thomasflanken mit und/oder ohne Spindeln und Handständen, Kehrschwünge, Russenwendeschwünge, Flops und kombinierte Elemente.

  3. EG III: Wanderelemente inklusive Kroll, Tong Fei, Wu Guonian, Roth und Spindeln mit Wandern.

  4. EG IV: Abgänge

Jede erfüllte Elementgruppe bringt bis zu 0,5 Punkte zur D-Note. Beim Abgang wird der Wert des Elementes doppelt gezählt. 

Für die Anerkennung einer Elementgruppe ist mind. ein Element pro Gruppe erforderlich, jedoch dürfen maximal 4 Elemente der selben Gruppe geturnt werden. Die maximale Schwierigkeit für ein einzelnes Element im Männerturnen liegt aktuell bei H.


E-Note (Execution Score)

Die Ausführung wird von der E-Jury (Kampfgericht) bewertet. Die Ausgangspunktzahl sind 10,0 Punkte, von denen die Fehler abgezogen werden.

Typische Abzüge:

  • klein (0,1): Unzureichende Körperstreckung bei Flanken oder gespreizten Flanken – jedes dieser Elemente muss mit vollständig gestrecktem Körper ausgeführt werden.

  • mittel (0,3): Geöffnete Beine während eines Elementes (>30° - 60°)

  • groß (0,5): Abweichungen vom korrekten Querstützwinkel während Kreisschwüngen oder Wanderbewegungen führen bei jedem betroffenen Element zu einem Abzug (>45°). 

  • Sturz (1,0): Abstieg oder Aufstützen mit Beinen

Bei einem Abstieg (Sturz vom Gerät) hat der Turner 30 Sekunden Zeit um wieder ans Gerät zu gehen und seine Übung fortzusetzen. Stürzt er bei einem Element, ohne dies vollständig geturnt zu haben, wird dieses nicht anerkannt (er kann es jedoch erneut versuchen)

Aufbau einer Übung am Pauschenpferd

Eine hochwertige Übung sollte:

  • durchgehend rhythmisch und flüssig sein,

  • eine vielseitige Aneinanderreihung von verschiedenen Elementen haben,

  • ohne sichtbare Anstrengung geturnt werden, 
  • mit einem kontrollierten Abgang abschließen.


Typische Fehlerquellen

  • gebeugte / offene Beine: 0,1 bis 0,5 Abzug

  • fehlende Amplitude / Hüftwinkel zu klein: 0,1 bis 0,3 Abzug

  • sichtbare Pausen oder Haltemomente: 0,5 Abzug bis nicht Anerkennung

  • Element ohne Wert (z. B. Sturz oder falscher Griff): kein DV, -1,0 E

  • Unterbrechung beim Abgang

Was braucht ein guter Turner für dieses Gerät?

  • starke Rumpfmuskulatur: für Stabilität und Körperspannung

  • Rhythmus- und Bewegungsgefühl: für fließende Bewegungen

  • hohe Griffpräzision und Koordination: bei schnellen Handwechseln

  • mentale Konzentration: für saubere Ausführung bis zum Abgang


Fazit

Das Pauschenpferd ist eines der technisch anspruchsvollsten Geräte im Gerätturnen der Männer. Nicht Kraft, sondern Körperkontrolle, Rhythmus und Technik sind entscheidend. Wer die 8 Elemente mit Präzision und ohne Unterbrechung durchturnt, zeigt wahres Turnkönnen auf internationalem Niveau.

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